Experten: Heizungsgesetz soll bleiben
Auf dem Forum für Zukunftsenergien in Berlin haben sich am Mittwoch Experten gegen eine Abschaffung des Gebäudeenergiegesetzes ausgesprochen.
„Wir werden das Heizungsgesetz abschaffen.“ So steht es im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD. Repräsentanten der Wohnungs- und Energiewirtschaft halten einen solchen Schritt allerdings für nicht angebracht. „Ohne erneuerbare Energien werden wir im Gebäudesektor keine Klimaneutralität erreichen“, warnte Dr. Ingrid Vogler. Die Leiterin Energie und Technik beim Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen (GdW) sprach sich dafür aus, die bisherige 65-Prozent-Regel von erneuerbaren Energien bei neuen Heizanlagen beizubehalten.
So sah es auch Dr. Hendrik Ehrhardt, Leiter Public Affairs des Wärmepumpenherstellers Stiebel Eltron. Das Gebäudeenergiegesetz (GEG) sowie die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) sollten fortgesetzt werden, um die Klimaziele im Gebäudesektor zu erlangen. Die Verbraucher:innen dürften keinesfalls mit einem Richtungswechsel verunsichert werden. „Die Endkunden haben sich schon auf den Weg gemacht“, sagte Ehrhardt und verwies auf einen Wärmepumpenanteil von 86 Prozent bei neu eingebauten Heizungen im vergangenen Jahr.
Hamburger Energiewerke setzen auf Wasserstoff
Eine Alternative brachte Dr. Ernst-Moritz Bellingen ins Gespräch. Der Leiter Wärmemarkt des Wirtschaftsverbands Fuels und Energie schlug vor, dass die Erfüllung der Vorgabe nicht mehr bei den Wohnungseigentümer:innen liegen sollte. Vielmehr könnte der Staat eine Erneuerbare-Energie-Quote für Brennstoffe vorschreiben. Diese müssten dann Versorger und Vermarkter einhalten. Hendrik Ehrhardt bezweifelte allerdings ein solches Vorgehen: „Strom ist der neue Primärenergieträger.“ Herstellung, Import und Umwandlung von Wasserstoff seien umständlich und teuer.
Die Hamburger Energiewerke gehen dennoch diesen Weg. Das Versorgungsunternehmen will in der Hansestadt das ehemalige Kohlekraftwerk Moorburg in einen 100 Megawatt starken Elektrolyseur umbauen. Mit der zukünftigen Wasserstoffproduktion soll die Fernwärme fossilfrei werden. „Für uns ist Deutschlands angepeilte Klimaneutralität im Jahr 2045 gefühlt schon übermorgen“, bekräftigte Dr. Verena Faber, Leiterin des Hauptstadtbüros der Hamburger Energiewerke, den Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft.
Bezahlbare Energieeffizienz im Gebäudesektor
Die schleppende Sanierungsrate allein werde nicht ausreichen, um die Wärmewende im Gebäudesektor zu meistern, gab Ingrid Vogler zu bedenken. Auch Anlagenoptimierung und Gebäudeautomation sollten daher für mehr Energieeffizienz eingesetzt werden. Zur CO2-Vermeidung und -Minderung seien bestmögliche, effiziente und vor allem bezahlbare Lösungen notwendig. Der wachsende Handlungsdruck ergebe sich auch von Seiten der Europäischen Union. Denn die EU-Gebäuderichtlinie (EPBD) stelle Mindestanforderungen an die Gesamteffizienz von Gebäuden, die Deutschland einhalten müsse.